Die bewegte Vergangenheit der Arbeitslager in Drenthe
Doldersum, Vledder, Diever
Wir schreiben das Jahr 1944, ein Aufruf fällt auf die Matte einer großen Gruppe achtzehnjähriger niederländischer Jungen, sich im Werkkamp Vledder des Nederlandsche Arbeidsdienstes zu melden. Mindestens einer von ihnen will sich nicht einfach so dem Feind anschließen und würde lieber untertauchen. Sein Vater beschließt, den Gemeindepfarrer zu konsultieren, der wiederum den Pfarrer in Vledder kontaktiert. Man rät dem Jungen, einfach zu gehen. Wenn es eine Möglichkeit gibt, unterzutauchen, werden sie ihn dort kontaktieren.
Das Lager hatte Platz für etwa 180 Arbeiter. Sie wurden in sechs Monaten ausgebildet und mussten bald auf dem Feld arbeiten. Zu der halbmilitärischen Ausbildung gehörte auch das Marschieren. In diesem Fall aber nicht mit einem Gewehr, sondern mit einer Schaufel. Beim Marschieren musste die glänzende Schaufel präsentiert werden. Das bedeutete viel und langes Polieren des Werkzeugs. In Vierergruppen hatten die jungen Männer Stabswache. Das bedeutete, dass sie nachts Wache halten und jeden Ausbruch sofort melden mussten. Letzteres geschah natürlich nicht; die geflohenen Arbeiter wurden meist erst beim Appell am nächsten Morgen vermisst.
Anfang September 1944 kam eine Gruppe von Jungen aus der achten Schicht vom Bauern zurück, wo sie den ganzen Tag auf den Feldern gearbeitet hatten. Unterwegs trafen sie einen Mann des Widerstands, der sie fragte, ob sie untertauchen wollten. Er zeigte ihnen ein Versteck und erklärte sich bereit, die Jungen am Abend aus dem Lager abzuholen. Sie durften eine Gruppe von 12 Jungen zusammenstellen, die sich nach einer Kontrolle im Schlafsaal wieder anziehen und draußen versammeln sollten. Der Rat lautete, so viele Kleider wie möglich übereinander anzuziehen und Decken mitzubringen. Die Dinge entwickelten sich etwas anders. In der Nacht zum Donnerstag, den 7. September, gegen 11.30 Uhr, überfiel der Untergrundwiderstand aus der Region das Lager. Der Lagerkommandant wurde verhaftet, die Telefonleitungen wurden gekappt und 21 Jungen wurden abgeführt, darunter auch die vier Jungen, die Schlagstockwache hielten.
Sie liefen durch das Wasperveld nach Doldersumseveld und wurden auf dem Weg in kleinere Gruppen aufgeteilt, die sich in vier Verstecken aufhielten. Ein solches Versteck war ein Loch im Boden, mit etwas Stroh darin, in dem eine Gruppe von 3-9 Jungen sitzen konnte. Stehen oder liegen war nicht möglich. Das Loch war mit Balken und Gras bedeckt. Einige hatten einen kleinen Blick auf das, was draußen geschah, aber sie durften auf keinen Fall nach draußen gehen. Einmal am Tag wurde von jemandem aus dem Widerstand Essen gebracht. Meistens nicht mehr als ein Stück Brot. Drei Nächte und zwei Tage lang saßen sie so schweigend in ihren Höhlen, zumindest die Jungen in Loch 1, 2 und 3.
Was dort geschah und wie es für die geflohenen Jugendlichen ausging, erfährst du in der zerlegten Kriegsgedenkstätte Doldersum. Auf dieser Route erfährst du auch mehr über die Geschichte der Arbeitslager in der Region. Wie das ehemalige Lager Vledder, in dem die Männer in dieser Geschichte untergebracht waren, und das Lager Diever, das lange Zeit ein Außenlager des nahe gelegenen Durchgangslagers Westerbork war. Im Versteck in Diever kannst du mehr über den regionalen Widerstand erfahren.
Wenn du den Wachturm im Doldersummerveld am Ende der Route erklimmst und über die Region blickst, in der sich so viele junge Männer in Angst in Erdlöchern versteckten, kannst du nicht anders, als innezuhalten und beeindruckt zu sein.
Alte Fotos: Kartoffelernte; Drents Archiv, Sammlung Gießen.
Einebnung von Wasperveen; Nationalarchiv, Sammlung Heidemaatschappij.
Foto zur Markierung des Verstecks: Doldersum Monument Foundation
Diese Premium-Radroute entstand zum Teil mit Informationen der Stichting Monument Doldersum und wurde von unserer Redakteurin Désirée van Uffelen zusammengestellt.
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